Der Stimmenimitator by WASSERSTOFF

WASSERSTOFF remix: Thomas Bernhards "Der Stimmenimitator", vertont von MODELL DOO x ROBERT REINAGL

Eine gewisse Gnadenlosigkeit ist Thomas Bernhards Texten bekanntlich eigen. Jene Sammlung kurzer Prosastücke, die er "Der Stimmenimitator" genannt hat, verbindet die Härte seiner Welt- und Menschensicht mit dichterischer Musikalität und extravaganten Erzählmanövern; die Anekdotenserie gehört zu den wohl am wenigsten bekannten, in ihrer Verdichtungslust aber spannendsten Arbeiten des Schriftstellers. Der für Bernhard so typische, fast schon surrealistische Witz durchdringt diese short stories – es sind absurde Fabeln, lakonische Todesfallstudien und abgründige Lokalnachrichten – in hohem Maß.

Der Schrecken des Erzählten wird durch die sarkastische Prägnanz des Tonfalls gleichsam in Schwebe gehalten.

20 der 104 Prosastücke, die sich in dem Band finden, wurden von dem österreichischen Musiker-Duo MODELL DOO, in Zusammenarbeit mit dem Schauspieler ROBERT REINAGL, der hauptberuflich im Ensemble des Wiener Burgtheaters tätig ist, vertont. Das Ergebnis ist weder ein Hörbuch noch eine Literaturoper, sondern eine ganz neuartige, möglicherweise auch fremd anmutende Liaison von Text und Komposition: 20 Klangminiaturen, in denen Prosa-Performance und elektronischer Avant-Pop genuin ineinander aufgehen und verschmelzen. Reinagls doppelbödige Rezitation verwandelt das Protokollarische der tragikomischen Ereignisse, die Bernhard entfesselt, während die Musik beides, Vortragskunst und Textblöcke, subvertiert, dabei ungeahnte weitere Ebenen einzieht. Im Remix des Berliner Dub- und Bass-Spezialisten WASSERSTOFF scheint auf, wie dicht Gemütlichkeit und Befremden, Terror und Leichtigkeit, Transzendenz und Hinfälligkeit beieinander liegen.

Diese neue Adaption des Stimmenimitators könnte in mehrfacher Hinsicht dazu dienen, die Erinnerung an Bernhards Sprachgewalt und Todesverachtung aufzufrischen.

... fell from the sky like a stone. His debut in BASS MUSIC, Satie
on Ecstasy, was released in Berlin, followed by other programmatic works
like Faith, Occident, and Vision featuring MC Zulu who calls his sound “Uber
Minimal.”

sound-dogma.berlin